Am 10.3. kamen hundert Menschen bei tristem Nieselwetter auf dem Hospitalplatz zu einer Mahnwache für die Geiseln zusammen. Die Atmosphäre war ruhig, trauernd und ergreifend. Es wurde um Shiri, Ariel und Kfir Bibas getrauert, um Oded Lifshitz, Tsachi Idan, Ohad Yahalomi, Shlomo Mansour und Itzik Elgarat.
Shiri und den Bibas Kindern wurde mit orangenen Luftballons die Ehre erwiesen. Michael Kashi (IRGW) ging in seiner Rede auf die Bedeutung der Rückführung der toten Geiseln ein und erklärte wie wichtig es für die Familien ist, sie beerdigen zu können.
Es wurde bei der Mahnwache auch die Freilassung der in Gaza verbliebenen Geiseln verlangt.
Stadtdekan Soren Schwesig ging in seiner Rede u.a. auf die furchtbare Inszenierung der Geiselübergaben ein und auf den grassierenden Antisemitismus in Deutschland.
Rabbiner Jehuda Pushkin sprach Gebete.
Unsere ehemalige Vorsitzende Bärbel Illi nahm in ihrer Rede die deutsche Politik in die Pflicht. Wir werden ihre Worte zeitnah veröffentlichen.
Die Möglichkeit seine Gedanken zu notieren, wurde sehr gut angenommen und es war greifbar, wie wichtig es den Teilnehmer*innen war, gemeinsam zu trauern und die Namen der noch verbliebenen Geiseln zu verlesen.
Die Mahnwache begann mit Shir LeMa’alot, gesungen von Sabina Morein (WIZO) und endete mit der HaTikva.
Wir danken der IRGW, WIZO und der evangelischen Kirche in Stuttgart für die Kooperation und den hundert Teilnehmer*innen, unter ihnen der Antisemitismusbeauftragte des Landes Dr. Michael Blume und Bernd Sommer vom Präsidium der DIG e.V. für ihr Kommen.
Es ging bei der Mahnwache auch darum, sich der Entschuldigung der Israelis, nicht mehr getan zu haben, anzuschließen und selbst Entschuldigung zu sagen. Einhergehend mit dem Versprechen, unser Möglichstes zu tun, die Solidarität mit Israel von deutschen Entscheidungsträger*innen einzufordern und sie dazu zu drängen, mehr für die Geiseln zu tun.
BRING THEM HOME NOW!
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Bilderstrecke mit Bildern von Kai Dorra





























Rede von Bärbel Illi:
Als Shiri, Kfir und Ariel beerdigt wurden, war der Schmerz der Menschen in Israel unvorstellbar groß. Millionen weinten vor dem Fernseher und im Spalier entlang des Trauerzugs. Seit ihrer Entführung am 7. Oktober harrten und hofften auch wir Israelfreunde der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, dass die drei lebend zurückkommen. Nach 500 Tagen quälenden Wartens ist klar, das Baby und der Vierjährige wurden mit bloßen Händen von Hamas-Mördern erwürgt. Ihre Mutter Shiri Silberberg-Bibas wurde nur 32 Jahre alt. Wir wissen nicht, wie und wann Shiri ermordet wurde. Vor oder nach ihren Kindern? Eine Frage, die mich als Mutter verrückt macht. Aus den Berichten der Freigelassenen wissen wir, dass vom Aller-, Allerschlimmsten ausgegangen werden muss. Die Geiseln sitzen ohne Tageslicht in den Tunneln, hungernd und oft auch angekettet, ohne sanitäre Versorgung, eine Flasche Wasser um sich alle zwei Monate zu waschen, und Folter und zynischen Psycho-Spielen ausgesetzt.
Trotz der allgegenwärtigen Trauer geben die Menschen in Israel nicht auf und kämpfen jeden Tag aufs Neue um ein bisschen Hoffnung. Ganz so, wie in Israel der Trauertag für die Gefallenen und der Freudentag der Staatsgründung in einander übergehen und zusammen gehören. Wir ahnen, dass die friedlichen Zeiten auch in Europa vorbei sind. Von Israel können wir Resilienz lernen, sich stets um Hoffnung bemühen trotz aller Widrigkeiten.
Woher kommt die Grausamkeit der Hamas?
In mancher Hinsicht erinnert sie uns an das Grauen der Schoa. Ich will den 7.10. nicht mit dem Holocaust gleichsetzen, 6 Millionen Juden wurden damals ermordet. Aber es gibt Ähnlichkeiten. Am 7. Oktober 2023 verübte die Hamas den größten Massenmord an Juden seit dem Holocaust. Die Täter morden nicht aus Habgier, nicht aus Verzweiflung und nicht für nationale Ziele. Ihr Ziel ist es, als Dienst an Allah so viel wie möglich Jüdinnen und Juden zu töten. Am 7.10. wurden die Menschen in den Kibbuzim und auf dem Novafestival dabei vor aller Welt auch noch gedemütigt, grausamst gequält, vergewaltigt, bei lebendigem Leib verbrannt, Kinder vor den Augen ihrer Eltern abgeschlachtet. Wie die Nazis will die Hamas die Welt judenrein machen. Der Nationalsozialismus handelte in der Wahnvorstellung, eine „arische Rasse“ vor einer jüdischen Weltverschwörung zu retten. Die Hamas-Anhänger töten Juden aus religiöser Überzeugung, um die Vorausaussetzung für die Auferstehung der Muslime zu schaffen. Erlösung durch Judenmord ist die Ideologie, die die deutschen Nazis in den 30iger und 40iger Jahren aktiv in das damalige Palästina exportierten. Die Muslimbruderschaft verband die Nazi-Ideologie mit frühislamischem Judenhass. Diese Weltsicht ist in der Charta der Hamas verankert. Ich beziehe meine Einschätzung von Matthias Küntzel. Sein aktueller Artikel „Der 7. Oktober und die Shoah“ ist auf seiner Homepage zu finden.
Nach dem 7. Oktober ist es noch einsamer um Israel geworden.
In der UNO sowieso. Nachdem sich dort schon seit Jahrzehnten ein automatischer Abstimmungsmechanismus gegen Israel etabliert hat, sind die Entscheidungen dieses Gebildes heute noch hanebüchener. So wird in einem aktuellen UN-Report über Kinder in Kriegsgebieten der Mord an den Bibas-Kinder nicht einmal erwähnt. Während der Tod palästinensischer Kinder, die als Schutzschilde der Hamas umkamen, ausschließlich Israel vorgeworfen wird.
Weltweit sehen Antisemiten den 7.10. als Fanal und als vermeintlichen Freifahrschein, um noch lauter und aggressiver zu agieren. So waren auch in Deutschland die allermeisten Attentate der letzten Zeit antisemitisch motiviert, ob von links, rechts oder islamistisch. Dringend braucht es deshalb mehr staatliche Repression gegen jeden Antisemitismus. Auch in Stuttgart radikalisierte sich die propalästinensische Szene, verbreitet Boykottaufrufe und unterstützt antisemitischen Terror. Die DIG Stuttgart fordert deshalb das Palästinakomitee aus dem Forum der Kulturen auszuschließen, es von der Homepage der Stadt zu streichen und generell israelfeindliche Veranstaltungen im öffentlichen Raum zu verbieten.
Die Bundesregierung und andere europäische Staaten haben erklärt, die Gaza-Initiative der arabischen Staaten zu unterstützen. Sie stellen sich in dieser Frage also gegen Israel. Denn die arabische Initiative lässt die Hamas und die mit der Hamas verflochtene UNRWA unangetastet. Sie fordert nicht die Entmachtung der Hamas und auch nicht die Auflösung der UNRWA. Beides muss jedoch die Voraussetzung für ein Gaza-Abkommen sein. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft fordert von der kommenden Regierung als ersten Schritt, die Gelder an die UNRWA sofort einzustellen!
Das Mullah-Regime im Iran
hat Israel letztes Jahr gleich zwei Mal direkt mit Raketen angegriffen. Es steckt fast sämtliche Ressourcen in die Vernichtung des jüdischen Staates. Es ist der Motor des Terrors gegen Israel. Und es ist motiviert von der antisemitischen Vernichtungsideologie. Der Iran besitzt bereits spaltbares Material für ein Dutzend Atombomben. Aktuell bietet Trump dem Regime Verhandlungen an. Gleichzeitig bereiten sich USA und Israel in gemeinsamen Manövern aber auch auf eine militärische Zerstörung des Atomprogramms vor. Das ist gut so. Denn ich bezweifle, dass die Mullahs sich mit einem „Deal“ locken lassen, genau so wenig wie sich Hamas-Anhänger mit der Aussicht auf eine „Riviera in Gaza“ ködern lassen. Islamisten geht es nicht um ein gutes Leben, sondern ums Töten von Juden. Aber wie auch immer: Das iranische Atombombenprogramm muss weg. Ob militärisch oder auf dem Verhandlungsweg, es muss weg! Und Deutschland muss endlich alle Kontakte zu diesem Regime abbrechen und es umfassend sanktionieren.
Wir fordern Frau Baerbock auf, wenigstens jetzt in ihren letzten Tagen als Außenministerin endlich auch Druck auf die Hamas zu machen, damit die Geiseln freikommen. Ich sage ausdrücklich Druck auf die Hamas, nicht auf Israel. Denn die Hamas ist verantwortlich für den Krieg und für die Toten auf israelischer und palästinensischer Seite. Auch ein Deutsch-Israeli befindet sich noch in Geiselhaft der Hamas. Also tun Sie etwas, Frau Baerbock! Für die Befreiung aller Geiseln!