Seit 1970 wohnt Martin Sessler im Kibbuz Magen. Er wurde 1947 in der Schweiz geboren und trat dort 1964 der sozialistisch-zionistischen Jugendbewegung Hashomer Hatzair bei. Nach seiner Lehrerausbildung und zwei Jahren beim Hashomer Hatzair in Paris setzte er sein Ideal vom sozialistischen Gemeinschaftswesen um und wurde Mitglied des Kibbuz Magen, der 1949 von rumänischen Schoa-Überlebenden in der unmittelbaren Nähe zum Gazastreifen gegründet worden war.
Martin Sessler lebte seinen sozialistischen Traum, auch wenn er manche Auswüchse des Kollektiv- und Kongruenz Ansatz kritisch sah. Auch das Leben an der Grenze zu Gaza war zunächst kein Problem, erzählt Sessler. In den 70er-Jahren bestanden offizielle Kontakte zwischen dem Kibbuz und den nahe gelegenen palästinensischen Dörfern.
Mit Israels Räumung aller Siedlungen und Abzug der Truppen aus dem Gazastreifen 2004 – was die Mehrheit der Israelis unterstützte – erhoffte man sich Besserung. Allerdings sollte der Rückzug unter dem Motto »Land für Frieden« geschehen.
Der Friede blieb Illusion, islamistische Terroristen übernahmen die Macht im Gazastreifen, und die umliegenden israelischen Siedlungen wurden zum Ziel von Raketenterror und Feuerterror.
Martin Sessler erzählt vom Leben im Kibbutz, dessen weltlichem und liberalen Charakter und den Spannungen mit dem meist von rechten Regierungen regierten Staat. Weiter führt er aus, dass der Sozialismus inzwischen Vergangenheit ist, seit vor etwa einem Jahr der Beschluss gefasst wurde weitgehend zu privatisieren. Heute wird ein System praktiziert, dass nicht mehr von jedem alles nimmt und gleichmäßig gibt, sondern es werden hohe Steuern an den Kibbuz errichtet, der dafür die soziale Absicherung garantiert und Ausgaben für medizinische Behandlung, Pflege und Kultur deckt.
Martin und seine Familie sind Binnenflüchtlinge und Überlebende des Massakers vom 7. Oktober. Sein Leben, so sagt Martin, hat er ein paar wenigen Sicherheitsleuten aus dem Kibbuz zu verdanken, die diesen mit den Absolventen einer militärischen Vorbereitungsakademie gegen eine Übermacht an Terroristen heroisch verteidigen konnten. Der Kampf wurde von Baruch Cohen dirigiert, der durch eine RPG schwer verletzt wurde.
Martin nimmt uns mit an den Ort des Geschehens, eine Anhöhe auf der Gaza zugewandten Seite des Kibbutz, wo die Schlacht um Magen stattgefunden hat.
Heute sind von den 600 Mitgliedern von Magen die Hälfte zurück. Wie viele nicht mehr zurückkehren werden, bleibt abzuwarten. Gerade junge Familien können sich die Rückkehr oft nur schwer vorstellen.