Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Freiburg und DIG Stuttgart erneuern nachdrücklich die Forderung an die Stadt Freiburg, die Städtepartnerschaft Freiburg Isfahan sofort zu beenden.
Freiburg/Stuttgart 4.11.2024
Wir verurteilen den Justizmord an dem deutschen Staatsbürger Jamshid Sharmahd auf das Schärfste. Sharmahd wurde vor vier Jahren in Dubai entführt und in den Iran verschleppt. Nachdem Jimmy, wie ihn seine Familie nennt, 2023 nach jahrelangen Scheinverfahren, frei erfundenen Beschuldigungen und Folter zum Tod verurteilt wurde, haben das Bündnis SaveShermad und Frauenrechtsorganisationen Gegenpositionen zu den Forderungen des iranischen Terrorregimes gefordert.
Die Expertin Rebecca Schönenbach: „Worte zählen bei Terrorregimen nichts, konkrete Maßnahmen und harte Konsequenzen hingegen haben einen Effekt.“ In diesem Sinne begrüßen die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Freiburg und DIG Stuttgart die Schließung der iranischen Generakonsulate und erneuern ihre Forderung nach Beendigung der Städtepartnerschaft Freiburg Isfahan.
Das iranische Terrorregime hat Israel am 1.10.2024 mit Hunderten ballistischen Raketen angegriffen, die das Potential hatten, Tausende Israelis zu töten und plant laut Medienberichten einen weiteren Großangriff und unterstreicht damit seine Absicht, den jüdischen Staat zu zerstören.
Vom Iran gestützte palästinensisch-islamistische Terrororganisationen haben die Massaker am 7.10.2023 begangen. Israel wird von iranischen Befehlsempfängern aus dem Jemen angegriffen, im Irak und in Syrien hat der Iran Terrororganisationen für den eliminatorisch gesinnten Abnutzungskrieg gegen Israel installiert.
Im Süden des Libanon hat die vom Iran gesteuerte Terrororganisation Hezbollah konkrete Vorbereitungen für ein Massaker im Galiläa getroffen, die das Massaker am 7.10. noch in den Schatten gestellt hätte.
Auch beim diesjährigen Al Quds Marsch in Isfahan wurde die Vernichtung Israels propagiert. Von der Städtepartnerschaft mit Freiburg profitiert nicht die Zivilbevölkerung in Isfahan, sondern nur das vernichtungsantisemitische Terrorregime. Isfahan gilt als Zentrum der iranischen Kernforschung. Auch Drohnen, die Russland für Angriffe auf die Ukraine nutzt, werden dort produziert. Gleichzeitig unterdrückt das Terrorregime die iranische Bevölkerung und insbesondere die iranischen Frauen. In Isfahan werden Regierungskritiker*innen im Gefängnis gefoltert.
Aus jedem nur denkbaren Blickwinkel ist die Städtepartnerschaft Freiburg Isfahan ein Desaster und sofort zu beenden. Solidarität mit Israel, wie sie als Teil der deutschen Staatsräson gilt, ist unvereinbar mit einer Unterstützung des Mullah Regime und der Städtepartnerschaft Freiburg-Isfahan. Daher fordern die DIG Freiburg und DIG Stuttgart die Stadt Freiburg auf, die Städtepartnerschaft Freiburg-Isfahan umgehend zu beenden. Das jahrelange ‚Ruhenlassen‘ der Städtepartnerschaft hinterlässt insbesondere in der aktuellen kritischen Phase mehr als nur einen faden Beigeschmack. Eine weitere Fortführung der Städtepartnerschaft würde unter anderem einen fatalen Eindruck der Empathielosigkeit der Stadt Freiburg sowohl gegenüber dem Justizmord an Jamshid Sharmahd, der iranischen Bevölkerung als auch dem Staat Israel hinterlassen.
Schon seit langer Zeit befindet sich die DIG Stuttgart im Austausch mit der Kibbutzbewegung und teilt hiermit das von der Kibbutzbewegung eingerichtete Portal zur Vermittlung von Freiwilligen zum Aufbau der Kibbutzim im Westlichen Negev.
Die DIG Stuttgart hat am 6.10. und 7.10. den Massakern im Westlichen Negev gedacht.
Am 7. Oktober, dem Jahrestag der Judenvernichtung, kamen rund 800 Menschen auf dem Marktplatz in Stuttgart zusammen, um der Opfer zu gedenken, an die Geiseln zu erinnern und der jüdischen Gemeinde zur Seite zu stehen.
Es sprachen Isabel Fezer, Bürgermeisterin der Stadt Stuttgart, Michael Kashi (IRGW), Johannes Merker (Denkendorfer Kreis für christlich-jüdische Begegnung), Kantor Nathan Goldmann, Susanne Wetterich (stell. Vorsitzende DIG Stuttgart), Albrecht Lohrbächer (Freundeskreis Ramat Gan Weinheim; Ehrenbürger der Stadt Ramat Gan), Dr. Tobias Krämer (Christen an der Seite Israels), Alon Bindes (Jüdische Studierendenunion Württemberg), Dr. Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, Stadtdekan Søren Schwesig, Domkapitular Msgr. Dr. Heinz-Detlef Stäps
Ein Grußwort der Generalkonsulin Talya Lador-Fresher wurde verlesen.
Mit zwei Schweigeminuten wurde der Opfer gedacht.
Hunderte Menschen, die im strömenden Regen ausgeharrt hatten, setzten damit das stärkste Zeichen der Solidarität mit dem jüdischen Staat und der jüdischen Gemeinde. Wie notwendig diese Solidarität ist, wurde durch das Abhalten einer gruselig israelfeindlichen Hassdemo am gleichen Tag deutlich. Zum Abschluss wurde nach einer würdigen Darbietung der Tanzgruppe Avi Palvari gemeinsam die HaTikva gesungen.
Wir danken IRGW, Jüdische Studienedenunion Württemberg, Denkendorfer Kreis für christlich-jüdische Begegnung, JuFo der DIG Stuttgart, Keren HaYesod, Christen an der Seite Israels, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Förderverein Emanzipation und Frieden e.V., KKL JNF, WIZO, Konsulat des Staates Israel in München und SCORA für die gelungene Zusammenarbeit.
Vor der Kundgebung war die DIG Stuttgart mit einem Stand in der Königstr. präsent.
Meine Damen und Herren, Nie werde ich vergessen, wie wir die ersten Berichte und Bilder vom 7. Oktober 2023 bekommen haben: Das fast ungläubige Entsetzen, die Fassungslosigkeit über die Art des Überfalls, die Bilder von niedergemetzelten Menschen Frauen, Kinder, Greise, viele Jugendliche und junge Erwachsene, die Geiselnahmen. Schnell wurde klar: dieser schlimmste antijüdische Übergriff seit dem Holocaust, dieser infame Zivilisationsbruch war voll beabsichtigt. Der Angriff richtete sich gegen den Staat Israel, seine Existenz. Er richtete sich gegen die Bevölkerung Israels und die Juden in aller Welt. Er richtete sich dagegen, dass Frieden geschlossen wird im Nahen Osten.
Der 7. Oktober war Anfangs- und Ausgangspunkt der militärischen Auseinandersetzungen, die wir bis heute erleben. Er war voll beabsichtigt, und die Angriffe der Hisbollah auf den Norden Israels, der tägliche Raketenbeschuss, setzte unmittelbar danach ein.
Was sagen wir heute, ein Jahr danach: Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Wir stehen hinter diesem Land, das die einzige Demokratie im Nahen Osten darstellt. Immer noch werden knapp 100 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Was das bedeutet für sie, die täglich um ihr Leben bangen, für die Angehörigen, die einen tagtäglichen Nervenkrieg erleben – wir vergessen das nicht. Sie müssen endlich freikommen! Sowohl der Hamas als auch der Hisbollah ist die Zivilbevölkerung egal. Sie nutzen sie zynisch und skrupellos als Schutzschild für ihre Abschussrampen, Hauptquartiere und militärische Infrastruktur. Klar ist: Frieden kann und wird es nur geben, wenn das Existenzrecht Israels ohne Wenn und Aber anerkannt wird, alle Geiseln freikommen, Hisbollah und Hamas und das iranische Regime im Hintergrund ihre Angriffe gegen Israel und ihren Terror gegen die israelische Bevölkerung einstellen!
Meine Damen und Herren, was uns ebenso betroffen macht, was uns zutiefst beschämt, ist der Antisemitismus in unserem eigenen Land. Es ist unerträglich, dass auf Straßen in Deutschland die Gräueltaten der Hamas gutgeheißen, ja gefeiert werden, dass Jüdinnen und Juden bedroht und eingeschüchtert werden, dass sich viele mittlerweile davor fürchten, sich öffentlich als Jüdinnen und Juden zu erkennen zu geben.
Das nehmen wir nicht hin! Und wir rufen die Zivilgesellschaft dazu auf: Nehmt das nicht hin! Lasst Euch nicht einschüchtern, sondern zeigt Zivilcourage, wenn Ihr Zeuge einer antisemitischen Handlung werdet, mag sie auch vermeintlich noch so harmlos erscheinen. Wir rufen allen Jüdinnen und Juden zu: Wir stehen an Eurer Seite! Wir rufen allen jüdischen Gemeinden zu: Wer Euch angreift, greift uns alle an. Solidarität mit Israel, Solidarität mit den jüdischen Gemeinden!
Johannes Merker (Denkendorfer Kreis für christlich-jüdische Begegnung)
Mein Name ist Johannes Merker und bin Mitarbeiter im Denkendorfer Kreis für christlich-jüdische Begegnung e.V. Ich freue mich, dass ich hier einen kurzen Wortbeitrag geben darf. Schalom an Euch, Grüß Gott an Euch alle hier auf dem Marktplatz in Stuttgart. Diese Zeit, in der wir leben, ist eine furchtbare, eine schmerzhafte Wunde. Und wir sind noch mitten drin in dieser verwundeten Zeit. Nicht für alle Menschen geht die Zeit in gleicher Weise weiter. Noch mehr: Die Zeit der Geiseln in den Höllentunneln der Hamas, sie sind von allem abgeschnitten, und die Zeit ihrer Angehörigen, die Zeit steht still. Ich wage kaum weiterzusprechen… und will dennoch ausdrücken, dass wir uns in Hoffnung verbunden fühlen. Lodert in uns Hoffnung – frage ich uns? Es gibt die Zeit für Jüdinnen und Juden hier in Deutschland und in der Welt. Sie haben die Genozid-Botschaft der Feinde Israels vernommen und erleben ein neues Ausmaß an antisemitischer Bedrohung, von Islamisten, von Teilen Links und von Teilen Rechts und von Teilen aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Wie gelingt es uns gegenüber Jüdinnen und Juden unsere Verbundenheit zu zeigen und zu leben, ich meine unser Tun und unser Reden – das frage ich uns? Es gibt die Zeit der Menschen in Israel, die sich mit Recht fragen, ob die Welt noch einen glaubhaften moralischen Kompass hat? Sie sind von der Richtigkeit ihres Weges überzeugt, weil Israel nicht länger unter der Blindheit der Welt leiden kann. Wie können wir nachdrücklich an der Seite Israels sein und bleiben, auch mit all unseren Fragen – das frage ich uns? Und wie gehen wir mit unserer Zeit um? Ich meine diese Frage erst einmal ganz persönlich. Ich will sie auch ganz persönlich beantworten: Ja, ich spüre etwas von Zutrauen und Hoffnung. Und woher kommt mein Zutrauen in eine Zeit mit Hoffnung? Die Zeit ist jetzt und ich will sie mitgestalten. Es sind im Wesentlichen zwei Quellen, die mir Zuversicht schenken. Die eine Quelle sind die Menschen in Israel, die am 7. Oktober ihr Land Israel gerettet haben, als Militär und Regierung versagten. Es sind auch tägliche Nachrichten aus Israel, die mir zeigen, dass sie in ihrem Existenzkampf seit 1 Jahr doch wieder Schritt für Schritt vorankommen, irgendwie wieder gemeinsam mit Militär und Regierung (auch wenn es da noch schwere Eruptionen geben wird, meine ich). Meine zweite Quelle ist die Bibel und die Begegnung im christlich-jüdischen Gespräch. Vielleicht habe ich irgendwann die Möglichkeit mich mit Euch darüber auszutauschen. Ich wünsche mir so sehr, dass bald wieder Gruppenreisen nach Israel möglich werden. Es gibt für mich auch eine Zeit, die ich bisher noch nicht so mit anderen teilen will, weil da auf unseren Straßen nur entsetzliches Gegröle zu hören ist. Ich wende mich an die, die sich für pro- palästinensische Demos entscheiden. Ihnen sage ich: Wenn Ihr Euch für das Leben entscheidet und endlich mit eurem israelhassenden Gebrüll aufhört, werde ich still und mit Anteilnahme auch zu Eurer Demo kommen, um Leid und Schmerz zu teilen. Ihr erlebt mich zuversichtlich und bin doch so verzagt. So blicke ich nach vorne. So wage ich es und bitte Euch, gemeinsam – jetzt und hier auf diesem Platz – in eine 2minütige Schweigezeit zu gehen. Ein Freund aus dem Moschav Regba, gelegen im Norden Israels, 12 km von der libanesischen Grenze entfernt, sagte mir in etwa: Es werden viele Reden gehalten. Versucht mal innezuhalten, zwei Minuten Stille… – nur zwei Minuten Stille… -… Die Vorbereitungsgruppe zu dieser Veranstaltung hat diesen Gedanken aufgegriffen. Wir wollen nun 2 Minuten schweigen, ich bitte Euch darum. In zwei Minuten werde ich wieder ans Mikrophon treten. …………… Danke.
Dr. Tobias Krämer (Christen an der Seite Israels) in Kürze
Albrecht Lohrbächer (Freundeskreis Ramat Gan Weinheim)
Liebe Freunde, „Nie wieder Staatsräson“, so möchte ich laut schreien, wenn ich Handeln und Reden der Verantwortlichen und die in diversen Medien zu vernehmenden Informationen höre und sehe! In was für einem Land lebe ich, in dem die an Gedenktagen beschworenen Opfer zu Tätern gemacht werden! In was für einem Land lebe ich – geboren noch unter der Naziherrschaft, befreit von den westlichen Alliierten, aufgewachsen im Schweigen der großen Mehrheit über die Verbrechen gegen die deutschen und europäischen Juden und gelandet schließlich im millionenfach beschworenen „Nie wieder“! Nie wieder sollten Juden Opfer sein, darum wollten wir alles tun, um zu erinnern und uns vor die kleine Minderheit zu stellen. Und dann kam die wohl größte Bewährung, die Zeit nach dem 7. Oktober 2023. Unser Wirtschaftsminister Robert Habeck hat dies beeindruckend im November 23 zum Ausdruck gebracht: „Der Satz ‚Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson‘ war nie eine Leerformel und er darf auch keine werden. Er sagt, dass die Sicherheit Israels für uns als Staat notwendig ist. Dieses besondere Verhältnis zu Israel rührt aus unserer historischen Verantwortung: Es war die Generation meiner Großeltern, die jüdisches Leben in Deutschland und Europa vernichten wollte. Die Gründung Israels war danach, nach dem Holocaust, das Schutzversprechen an die Jüdinnen und Juden – und Deutschland ist verpflichtet, zu helfen, dass dieses Versprechen erfüllt werden kann. Das ist ein historisches Fundament dieser Republik.“ War das alles nur im emotionalen Überschwang dahingesagt?! Wenn ich heute mit Freunden in der Partnerstadt Weinheims, in Ramat Gan, telefoniere, fragen diese mich fast regelmäßig: ‚Was steht es um die Solidarität Deutschlands? Kannst Du uns erklären, warum Deutschland trotz Staatsräson Israel in der UNO nicht unterstützt, ein Waffenembargo verhängt hat und regelmäßig durch die Außenministerin uns besserwisserische Ratschläge erteilt?‘ Darum: „Nie wieder Staatsräson!“ Ich will, ich kann es nicht mehr hören. Ich schäme mich, liebe Freunde, für die Wende, die sich in den letzten Monaten ereignet hat, bei der selbst Robert Habeck nur noch Unverständnis und Kritik für Israel übrighat. In was für einem Land lebe ich, in dem ich mich vor meinen jüdischen Freunden schämen muss? Ja, Erinnerungskultur ist eine Sache, die toten Juden lassen sich so leicht beklagen. Aber die lebenden, die seit dem 7. Oktober um ihre Existenz kämpfen, sind im Bewusstsein vieler, vor allem auch in der medialen Berichterstattung, zu Tätern mutiert. Lassen Sie mich festhalten, was viele nicht sehen und wahrhaben wollen: Eine der zentralen Aufgaben des Staates Israel, Zufluchtsort für alle Juden der Welt zu sein, war seit dem 7. Oktober 2023 infrage gestellt. Israel bemüht sich seitdem – unter großer Zustimmung der Bewohner – diese zentrale Funktion militärisch wiederherzustellen. Und das mit einigem Erfolg und mit allen verantwortbaren Mitteln. Wer Israel in diesen Monaten kritisiert, will nicht verstehen, in welchem Umfeld dieser Staat agieren muss: Alle Gegner wollen Israel auslöschen (nicht nur besiegen!), alle kämpfen mit dem Konzept „zivile Schutzschilde“, der Krieg in Gaza findet in urbanen Zentren statt – einen solchen Krieg hat es eigentlich noch nicht gegeben, Israel hat es zumeist nicht mit einem gegnerischen Heer, sondern mit bewaffneten Menschen ohne Uniform zu tun. Ich frage Sie: Welcher Staat musste unter den Argusaugen der Weltöffentlichkeit schon je einen solchen Kampf um seine Existenz führen? Wenn Juden aus der Schoa etwas gelernt haben, dann die Entschlossenheit, nie mehr Opfer sein zu wollen. Da das unumstößlich gilt, kann es beim Kampf Israels an fünf Fronten nur darum gehen, wieder die Oberhand im Nahen Osten und weltweit zu gewinnen, um Juden zu schützen. Warum, so frage ich mich jeden Tag, können wir den Abwehrkampf Israels nicht mit diesem Maßstab messen, ISRAEL WILL NIE WIEDER OPFER SEIN! Natürlich ist mir bewusst, dass das Land dabei in einem unauflösbaren Dilemma steckt: Was hat Vorrang, der Kampf um die Befreiung der Geiseln oder der Kampf um die Wiederherstellung der Sicherheit? Wer von uns, liebe Freunde, maßt sich an, dieses Dilemma tragfähig zu lösen? Lassen wir darum Israel seinen Job tun, fallen wir Israel nicht immer wieder in den Arm mit unseren Ratschlägen – wenigstens diese Entscheidung erwarte ich von Deutschland. Und was tut sich hierzulande? Wenn auch hier die hehren Worte von Kanzler und Präsident zur Sicherheit von Juden in Deutschland sichtbar und nachhaltig“ (Schuster) werden sollen, dann gilt es wenigstens zwei Konsequenzen zu ziehen – sie mögen vielen nicht gefallen, sind aber Voraussetzung, dass sich Juden hier sicherer fühlen können: Muslimische Zuwanderung aus arabischen Ländern und aus Afghanistan, z.T. auch aus der Türkei, muss im Blick auf den damit einwandernden Antisemitismus neu bedacht werden. Jede Äußerung und Aktivität in dieser Richtung sollte umgehend sanktioniert werden, um klarzumachen, was in diesem Land im Blick auf die jüdische Präsenz möglich bzw. unmöglich ist. Alle, die von muslimischer Erziehung in den genannten Ländern etwas wissen, bestätigen diese Einwanderungsproblematik. Was hindert uns, sie zur Kenntnis zu nehmen und endlich aktiv zu werden? Muss der Kampf gegen Antisemitismus wegen angeblichem Rassismus zurückstehen? Deutsche Gerichte ermöglichen mit ihren Urteilen schlimme antisemitische Parolen auf unseren Straßen. Ich fordere den Gesetzgeber auf (das kann auch von den Ländern kommen!), diese Hetze in der Öffentlichkeit mit entsprechenden Sanktionen zu belegen. Und zugleich sollte die Ausbildung von Juristen eine Schulung in Islamismus und Antisemitismus beinhalten. Nicht, dass diese Maßnahmen den Antisemitismus abschaffen könnten, aber sie würden helfen, den Frust über die Hilflosigkeit des Staates in Sachen Judenfeindschaft bei jüdischen Bürgern zu vermindern. Liebe Freunde, wir haben genug von schönen Worten und guten Absichten. Lasst uns Taten einfordern und für Taten kämpfen!
Dr. Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben
[…] heute vor genau einem Jahr ermordete die Hamas in einem Massaker so viele jüdische und auch nichtjüdische Menschen wie noch an keinem Tag seit der Schoah. Und Sie wissen, dass ich um jeden unschuldigen Menschen und jedes getötete Kind trauere, für den Frieden einstehe, auch für den Dialog mit dem Islam und der arabischen Welt, für das demokratische Miteinander der Religionen. Genau deswegen aber will ich hier ohne Wenn und Aber sagen: Der Krieg könnte längst vorbei sein, wenn die Hamas die Waffen niederlegen und die Geiseln freilassen würde.
Auch der Krieg im Libanon könnte längst vorbei sein, wenn sich die Hisbollah wie 2006 vereinbart hinter den Litani zurückziehen und den Raketenbeschuss auf Israel einstellen würde. Auch der Jemen könnte längst wieder erblühen, wenn die Huthi aufhören würden, ihre aus dem Iran gelieferten Raketen und Drohnen gegen Israel zu schießen. Wenn ich all die Raketen, all den Terror, all den Hass sehe, dann frage ich mich, wie viel besser es auch den arabischen und iranischen Menschen gehen könnte, wie weit der Nahe und Mittlere Osten sein könnten, wenn all diese Ressourcen in Bildung und Entwicklung statt in Waffen und Hass geflossen wären. Nein, liebe Freundinnen und Freunde – wer sich an die Seite der Hamas, der Hisbollah, des iranischen Regimes stellt, der demonstriert nicht „für die Palästinenser, für die arabischen und iranischen Menschen“ – der demonstriert für deren Unterdrücker. Und zuletzt, einige haben vielleicht davon gehört, wurde eine ezidische Frau, eine auch von der Hamas sogenannte „Sabaya“, von Israelis im Gaza-Streifen befreit.
Ich sagte es im Landtag von Baden-Württemberg und ich sage es hier: Wer zulässt, dass ein Staat, ein Volk, eine Religion ausgelöscht werden sollen, vor dem ist kein Staat, kein Volk, keine Religion mehr sicher! Der feindselige, antisemitische und antiwestliche Dualismus verbindet die verschiedenen anti-israelischen und antidemokratischen Gruppen religiöser, rechter und auch linker Bauart. Wer sich an die Seite der Hamas und Hisbollah stellt, stellt sich auch an die Seite von Daesh und des iranischen Regimes, die Abertausende Unschuldiger ermordet haben und weiterhin ermordet! Deswegen habe ich wenige Hundert Meter von hier auf dem Marktplatz auch gemeinsam mit der Kurdischen Gemeinde in Deutschland gegen Kalifatsstaat-Schreier und Rechtsextremisten demonstriert und sage es auch hier: Wer unsere Demokratien und das Zusammenleben jüdischer, christlicher, muslimischer, anders- und nichtglaubender Menschen angreift, der hat aus unserer Geschichte nichts gelernt und – insofern keine deutsche Staatsbürgerschaft vorliegt – in diesem Land auch nichts verloren! Oft werde ich gefragt, ob ich denn mit jeder Entscheidung und jeder Personalie der Regierung Netanjahu zufrieden sei. Die klare Antwort darauf ist: Nein, und ich habe das auch öffentlich mehrfach deutlich gemacht.
Allerdings erlebe ich nicht, dass die israelischen oder auch arabischen und iranischen Menschen im Nahen und Mittleren Osten auf Ermahnungen und Belehrungen aus Deutschland warten würden. Selbst innerhalb der Europäischen Union sind wir nur noch eine Stimme unter vielen. Wenn wir also wirklich etwas für den Frieden und für die Demokratie, für Israel, für die Ukraine, für alle Menschen in der Region tun wollen, dann sollten wir weniger belehren und mehr tun: Die Diktaturen und Terrorgruppen der Region, deren Waffen und Raketen sind fast komplett aus fossilen Einkünften durch Öl und Gas finanziert. Alleine schon der Iran unterhält eine sogenannte Schattenflotte von nahezu 400 Schiffen, die dem Terrorregime und seinem Atomprogramm Milliarden in die Kassen spülen. Deswegen plädiere ich in jeder Rede für den schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Friedensenergien statt fossiler Gewalt. Und wenn gestern sogar der US-amerikanische Präsident darum bitten musste, aus Rücksicht auf die Weltwirtschaft nicht die iranischen Ölanlagen zu bombardieren, dann muss doch allen klar sein: Wir selbst haben uns vom fossilen Ressourcenfluch abhängig gemacht! Wir selbst finanzieren diesen Wahnsinn – durch Steuergelder an die UNRWA, aber vor allem durch unsere Öl- und Gasimporte!
Und es ist auch nicht das erste Mal: Schon auf den Jom- Kippur-Krieg 1973 folgte ein arabischer Ölboykott, der in Deutschland sogar zu Fahrverboten führte. Ich frage Sie, wie lange auch wir eigentlich noch den Antisemitismus finanzieren wollen, den wir dann gemeinsam beklagen!? Meine Bitte an uns alle ist daher, dass wir statt andere zu belehren das Unsrige tun, um die Kräfte des Friedens zu stärken. Niemand kann alles, aber alle können etwas tun, damit die Angriffe gegen Israel und gegen die Ukraine enden, damit Demokratien gestärkt, Diktaturen und Terrorgruppen überwunden werden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Anwesende, Heute ist der 7. Oktober, 2024. Gestern vor einem Jahr, am 6. Oktober 2023, war der letzte Tag unseres vorherigen Lebens. Vor einem Jahr lachten, sangen und tanzten tausende junger Menschen in die Nacht herein. Für einige war es nicht nur ihre letzte glückliche Nacht, sondern ihre letzte Nacht. Niemand war vorbereitet auf das, was der Sonnenaufgang des kommenden Feiertages mit sich bringen würde. Den Morgen des 7. Oktobers. So groß wie die Überraschung und der Schock des Angriffs der Hamas, so groß ist auch die Katastrophe. 1165 Menschen wurden ermordet, auf dem Nova Festivalgelände, um Gaza herum und in den Ortschaften des Südens. 251 Menschen wurden nach Gaza verschleppt, und heute nach einem Jahr sind weiterhin 101 von ihnen noch dort in Geiselnahme. Bis sie nicht alle wieder zurückkehren, werden wir keine Ruhe finden. Keine Ruhe, so sah unser letztes Jahr aus. Für Israelis, aber auch für uns Jüdinnen und Juden in Deutschland. Kaum hatten wir realisiert was geschehen ist, kaum konnten wir um die vielen Gefallenen trauern, schon mussten wir uns ein weiteres Mal verteidigen. Wir mussten und müssen uns auch weiterhin dafür verteidigen, dass wir uns verteidigen. Als Jüdische Studierendenunion Württemberg – JSUW ist dies uns und unseren Mitgliedern vor allem an den Orten unseres Alltags als Studierende entgegengetreten. An unseren Universitäts- und Hochschulcampi in den Vorlesungssälen und Seminaren, aber auch mit Schmierereien und in den Uni-WhatsApp Gruppen. Wieviel kann man nur ertragen, wenn man doch einfach nur wie alle anderen in Ruhe und Frieden auf seine Prüfungen lernen will? Den menschenverachtenden Antisemiten reichte der 7. Oktober nicht aus, es reichten die antisemitische Hetze und die Übergriffe nicht aus. Sie wollten auch noch, dass wir die schlimmste jüdische Katastrophe seit der Shoah einfach so hinnehmen. Und dem liebe Anwesende antworte ich im Namen der JSUW: Wir werden es niemals hinnehmen! Wir werden niemals hinnehmen, dass man den Staat Israel angreift und auslöschen will. Wir werden niemals hinnehmen, dass auch nur eine Geisel festgehalten wird. Wir werden niemals hinnehmen, dass auf unseren Universitätscampi und auf deutschen Straßen antisemitischer Hass und Hetze verbreitet werden! Wir Jüdinnen und Juden, sind, auch wenn nur klein an der Zahl, ein integraler Bestandteil der Geschichte, der Gegenwart und der Gesellschaft dieses Landes, unseres Landes – der Bundesrepublik Deutschland. Wer uns Juden, einen Teil unserer Gesellschaft Deutschlands angreift und zerstören will, der greift zugleich auch die demokratischen Grundwerte aller Bürgerinnen und Bürger dieses Landes an. Wer auf deutschen Straßen und in unseren Universitäten die antisemitische und antiisraelische Ideologie der Hamas, der Hisbollah und des iranischen Regimes teilt. Wer antisemitischen Hass und Hetze verbreitet. Wer Attentate und Terror als vermeintlichen Freiheitskampf feiert. Der stellt sich gegen uns alle, gegen unsere Vielfalt und gegen unser demokratisches Grundgesetz. Wir Juden sind oft die ersten die es trifft, ihr aber alle nichtJuden, ihr seid die nächsten. Und so ist unsere Forderung an unsere Regierung, an die Entscheidungsträger, und an alle Bürgerinnen dieses Landes, eine Forderung nicht von uns als Juden, sondern als Bürger von Deutschland, ungeachtet der Herkunft und Religion: Die Forderung: Stellt euch gegen Antisemitismus! Nicht für uns Juden, sondern für euch, gleich ob Jude oder nicht-Jude. Und diesen Kampf gegen Antisemitismus und Extremismus müssen wir kontinuierlich führen. Nicht erst dann, wenn dieser aufflammt und auch Opfer auf unseren Straßen fordert. In der Haggada von Pessach steht im liturgischen Gedicht „Vehi she amda“ der Halbsatz: „sheb’chol dor vador, om’dim aleinu l’chaloteinu“ „In jeder Generation erheben sie sich, um uns zu vernichten.“ In unserer Generation sind es unter anderem die islamistischen Terrororganisationen wie die Hamas in Gaza, die Hisbollah im Libanon, die Huthis im Jemen, sowie weitere Milizen aus Syrien und dem Irak. Orchestriert und finanziert vom Kopf der Schlange – dem Islamistischen Regime in Iran. In unserer Generation sind es aber auch leider gerade Teile unserer Gesellschaft. Oft gerade junge Menschen – Studierende, die in unserer Demokratie aufgewachsen sind und ihre vollen Freiheiten genießen, jedoch ideologisch verblendet den menschenverachtenden Narrativen der Extremisten folgen und mit diesen sympathisieren. Wir sehen das unter anderem mit dem Teilen von Terror-Propaganda in den sozialen Netzwerken und mit antisemitischen Hochschulbesetzungen an Universitäten. Ein Antisemitismus im neuen Deckmantel, jedoch mit den alten Verschwörungsmythen. Wenn sich dieser ganze Irrsinn von Generation zu Generation wiederholt und wir uns insbesondere seit nun einem Jahr, seit dem 7. Oktober 2023, Tag für Tag, von Kundgebung zu Kundgebung immer wiederholen, mit den gleichen Reden und mit den gleichen Inhalten. Was gibt es denn dann noch Neues zu sagen, was nicht bereits gesagt wurde? All unsere Forderungen haben wir mehrfach ausgedrückt, all unserem Leid haben wir mehrfach gedacht, all die Lieder haben wir mehrfach gesungen. Wir Rednerinnen und Redner hier am Pult haben über das Jahr hinweg kontinuierlich all das gesagt und wiederholt. Als Student an der Universität hat man drei Versuche, um eine Prüfung zu bestehen, nach dem dritten Fehlversuch wird man exmatrikuliert, aus der Uni geworfen. Wie würde es um unsere Gesellschaft stehen, bei so vielen Wiederholungen? Unsere Gesellschaft verhält sich tatsächlich oft wie ein Student, sie lernt erst kurz vor einer Prüfung. Manchmal ist es dann leider bereits zu spät und führt nicht wie beim Studenten zur Exmatrikulation, sondern zur Extermination – einer Auslöschung. Lasst uns dies eine Mahnung sein, dass unsere wiederholten Worte die Erinnerungen für uns alle sind. Zu handeln und aus dem Vergangenen zu lernen. Denn allzu oft wird die Geschichte zitiert, aber nicht aus ihr gelernt. Lasst uns das ändern, als Gesellschaft für unsere Gesellschaft. Wir werden auch weiterhin unsere Stimme erheben, insbesondere für diejenigen, die es nicht können, wie die 101 Geiseln, bei denen unsere Gedanken tagtäglich sind. Wir werden all unserer Forderungen wiederholen, nicht weil wir immer neue Forderungen haben werden, sondern als fortwährende Erinnerung, bis diese umgesetzt werden. Unser Schmerz sitzt zwar tief, aber unsere Chutzpe, unser Trotz und Hoffnungen sind umso stärker. Wir werden nicht ruhen, bis nicht alle Geiseln wieder zurückkehren. Solange wir hier stehen, werden wir immer unsere wichtigste Forderung wiederholen: Bring them home now! Denn auch an diesem traurigen Tag, dem 7. Oktober und gerade zum Trotz stehen wir hier erhobenen Hauptes: Denn das Volk Israel lebt – Am Israel Chai!
Stadtdekan Søren Schwesig
Liebe Freundinnen und Freunde!
Heute am Jahrestag des 07. Oktober erinnern wir an das größte Massaker, dass an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust verübt wurde – verübt durch die verbrecherische, menschenverachtende Hamas.
„Ein Jahr voller Leid und Verwüstung“ haben die Menschen in Israel erlebt – Juden, Muslime, Christen und Drusen. So hat es Israels Präsident Izchak Herzog vor wenigen Tagen formuliert. „Ein Jahr voller Leid und Verwüstung“.
So viele Tote und Verletzte an Leib und Seele sind seitdem zu beklagen! So groß ist die Not, die Trauer und die Angst der Menschen in Israel, in Gaza und im Libanon. Das ist bedrückend – und wir wünschen zutiefst, dass die Waffen schweigen sollen.
Aber dafür müssen die Geiseln freikommen, der Beschuss auf israelisches Gebiet enden, die Kämpfer die Waffen niederlegen, sowohl in Gaza als auch im Libanon und ihr Ziel aufgeben, für die Vernichtung des jüdischen Staates zu kämpfen. Das muss aufhören.
Wir beklagen heute auch die Auswirkungen des Konflikts in Israel, Gaza und der Region auf unser Zusammenleben hier: dass Juden seit dem 7. Oktober 2023 in einem seit 1945 nicht dagewesenen Ausmaß Feindseligkeiten ausgesetzt sind – in unserem Land, in unserer Stadt.
Ich habe von jüdischen Gesprächspartnern immer wieder gehört, wenn wir über die Ereignisse des 07.10 redeten, dass unser „Ja, aber“ – unser vorsichtiges Abwägen, unser Verweis auf den Kontext der Geschehnisse – dass dieses „Ja, aber“ jüdischen Menschen hierzulande das Gefühl gegeben hat, erneut im Stich gelassen zu werden.
Es ist inzwischen wieder Alltag geworden – aber wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass sich Jüdinnen und Juden in unseren Städten nicht mehr ihres Lebens sicher sein können.
All dies und vieles mehr ist heute zu beklagen. Aber ich will auch reden davon, was mir Hoffnung macht. Was macht Hoffnung?
Dass Israel existiert! Das macht Hoffnung. Wir haben das Engagement der israelischen Bürgerinnen und Bürger in den ersten Wochen nach dem 07. Oktober gesehen, wie sie Hilfe für die Opfer geleistet hat, wo die Institutionen überfordert waren oder versagt haben.
Hoffnung macht, dass die Familien der Geiseln nicht allein sind in ihrem Kampf um das Leben und die Befreiung ihrer Angehörigen.
Hoffnung macht in diesen Tagen der Bedrohung Israels das Bemühen der Verantwortlichen für die Sicherheit der Bevölkerung, auch die Zuverlässigkeit des Raketenabwehrschirms Iron-Dome – und die Unterstützung von außen, besonders auch aus arabischen Nachbarländern. Das alles hat bewirkt, dass bei den beiden Angriffen aus dem Iran im April und letzte Woche kaum Menschen zu Schaden gekommen sind.
Hoffnung machen Präsident Herzogs Worte, der gesagt hat: „Wir haben unsere tiefe Sehnsucht nicht aufgegeben und unser Streben nach Frieden mit unseren Nachbarn […] Wir sind ein Volk mit der Kraft, uns immer wieder gegen Hass zu erheben […] Wir werden nicht aufhören zu glauben, dass eine bessere Welt möglich ist.“
Hoffnung macht, dass in den vergangenen Monaten jüdische Stimmen nicht verstummt sind, sondern deutlich zu hören waren. Jüdische Stimmen, die ihre Enttäuschung ausgesprochen, ihre Erwartungen formuliert und Hoffnungen beschrieben haben – bei Kundgebungen, in Talk-Shows, in Radiobeiträgen, in den Zeitungen und im Fernsehen … Das ist keineswegs selbstverständlich. Aber es ist unverzichtbar.
Hoffnung macht mir als evangelischer Christ, dass meine Kirche am heutigen Jahrestag an die entsetzlichen Verbrechen erinnert. Dass sie die Gemeinden bittet, Anteil zu nehmen am Leid der Angehörigen der Opfer und sich gegen jede Art von Judenfeindschaft zu stellen.
Hoffnung macht mir, dass viele in unserem Land aus der Geschichte unseres Volkes die richtigen Lehren ziehen und denen, die den Judenhass verdrängen oder relativieren wollen, widersprechen.
Dazu haben Jüdinnen und Juden geholfen, die nach der Schoah bereit waren, jungen Deutschen die Chance der Begegnung zu geben – das hat Haltungen verändert und Leben geprägt!
Zuletzt:
Das jüdische Jahr 5785 hat eben begonnen. Ich hoffe und bete, dass dieses Jahr 5785 eine grundlegende Wende bringen möge:
Freiheit für die Gefangenen
Sicherheit für alle, die Angst um ihr Leben haben
dass die Waffen schweigen
und dass Vertrauen wachsen und wir Frieden erleben werden für Israel, Gaza und Libanon.
Die DIG Stuttgart hat am 6.10. und 7.10. den Massakern im Westlichen Negev gedacht.
Am 6.10. hatten wir Betroffene des 7.Oktober zu Gast bei beim panel „Stimmen aus Israel”. Mehr als 200 Menschen haben ihr Interesse an der online Veranstaltung auf Deutscher Sprache angemeldet. Aufgrund der Kapazitätsbeschränkung beim Videokonferenz Anbieter ZOOM konnten nur 100 Menschen teilnehmen. Wir entschuldigen uns hiermit bei Allen, die nicht teilnehmen konnten. Und war die Beschränkung nicht bekannt.
Vielen Dank Allen Teilnehmenden und besonderer Dank an die DIG AG Köln und die DIG AG Gießen für die Zusammenarbeit. Ganz besonderer Dank an den Solidaritätsverein Nir Oz und seiner Vorsitzenden Petra Hemming, die mit unserem Vorsitzenden Oliver Vrankovic durch den Austausch geführt hat.
Allen Teilnehmenden war klar, dass sie Einblicke in die Hölle des 7. Oktober erwartet. Und gleich zu Beginn des panel teilte Ricarda Louk mit uns den Horror des 7. Oktober, als sie den Körper ihrer Tochter auf der Ladefläche eines pick up in Gaza gesehen hat und den Horror der folgenden Wochen der Ungewissheit, bis sie benachrichtigt wurde, dass Shani zu dem Zeitpunk schon tot war. Ricarda Louk berichtete wie sie anhand einer Vielzahl von Videomaterial die letzten Stunden im Leben von Shani rekonstruiert hat und welche Bedeutung die Rettung ihrer Leiche aus Gaza für sie hatte. Wir haben von Ricarda Louk erfahren, wie sie sich ihren anderen Kindern verpflichtet fühlt weiterzuleben und von ihren Erfahrungen mit der deutschen Berichterstattung.
Martin Sessler aus Magen und Ralph Lewinson aus Kfar Aza gaben eindringliche Einblicke in den Umgang ihrer communities mit den Verlusten und der Erinnerung und den Überlegungen hinsichtlich eines Neuanfang. Zudem gewährten Ralph und Martin uns beklemmende Einblicke in ihren persönlichen Umgang mit dem Grauen, dass sie erlebten und den vielen Ermordeten und Entführten aus ihrem Umfeld. Martin sagte, dass er als Rektor einer Schule Hunderte seiner ehemaligen Schüler*innen unter den Toten und Entführten weiß. Der Kibbutz Kfar Aza, in dem Ralph wohnt, war einer der am Brutalsten getroffenen Orte. Martin und Ralph gaben zu, dass sie – ähnlich vielen Überlebenden des Holocaust – nicht von der beklemmenden Frage loskommen, warum sie überlebt haben und so viele Andere ermordet wurden.
Chanan Cohen beleuchtete für uns in eindringlichster Weise die Leere der Familien der Entführten am Neujahrsfest. Sie schauen auf leere Stühle. Chanans Schwester Margalit Moses war in den Händen der Palästinenser, sein Schwager Gadi Moses befindet sich noch in palästinensischer Geiselhaft. Er gebe die Hoffnung nicht auf, sagt Chanan, der auch nicht wenig Kritik am Kurs der derzeitigen israelischen Regierung hatte. 1936 habe ihn eine arabische Kugeln nur knapp verfehlt, sagte Chanan und heute warte eine Flasche Wein in seinem Schrank und er hofft diese mit Gadi trinken zu können.
Vervollständigt wurde der panel von Dina Rahamim, die bei ADI Negev – Nahalat Eran arbeitet und von den Auswirkungen des 7.10. auf die Bewohnerinnen der Einrichtung berichtet hat und von der Rehabilitation von verwundeten Soldatinnen. Dina Rahamim hat uns mitgeteilt, dass es für ausgebildetes Pflegepersonal und Physiotherapist*innen die Möglichkeit gibt ein Volontariat in der Einrichtung zu machen. (Informationen zu Spendenmöglichkeiten und der Möglichkeit eines Volontariat bei ADI Negev oder in einem der Kibbutzim im Westlichen Negev auf unserer Seite: [link]
In der abschließenden Runde bekräftigten alle Beteiligten am panel die Wichtigkeit am Jahrestag des Massakers für Israel auf die Straße zu gehen.