Mahnwache „Free Them All“

Gezählt mehr als 250 Menschen fanden sich sechs Monate nach der Judenvernichtung im Westlichen Negev auf dem Hospitalplatz zusammen, um der sich noch in palästinensischer Hand befindlichen Geiseln zu gedenken und ihre Freilassung zu fordern. Michael Kashi von der IRGW, Johannes Merker vom Denkendorfer Kreis, Alon Bindes von der Jüdischen Studierendenunion Württemberg und Claudia Rugart von SCORA wandten sich mit Redebeiträgen an die Teilnehmer*innen der Mahnwache, die mit Fahnen und Plakaten gekommen waren. Mitglieder der DIG Stuttgart haben die Namen der noch lebenden Geiseln verlesen. Mit der Kundgebung wurde ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Wir bedanken uns bei unseren israelsolidarischen Freundinnen und Freunden, die uns bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung unterstützt haben, namentlich die IRGW, die Jüdische Studierendenunion Württemberg, der Denkendorfer Kreis, das Junge Forum der DIG Stuttgart, SCORA, die Evangelische Kirche Stuttgart, die GJCZ und die ICEJ.


Bilderstrecke mit Bildern von unserem Mitglied Kai Dorra:


Bilderstrecke mit Bildern unseres JuFo

Free Them All


Wir rufen zu einer Mahnwache am 7.4., einem halben Jahr nach den antisemitischen Massakern im Westlichen Negev. Noch befinden sich mehr als 130 Israelis (davon ca. 100 lebend) in den Händen palästinensischer Terroristen im Gazastreifen. 

Die Mahnwache findet am 7.4. 14 Uhr auf dem Hospitalplatz statt.  

Bei der Mahnwache werden die Namen der Geiseln verlesen und Plakate gezeigt. Dazu gibt es eine Installation und eine kleine Ausstellung.

Mehrere Zeuginnenberichte über sexuelle Gewalt gegenüber den verschleppten Frauen und den Schockberichten von Freigekommenen über die Gefangenschaft und angesichts der zunehmenden Zahl der in Geiselhaft Ermordeten machen die Mahnwache dringend und wichtig. 

Veranstalterinnen sind die DIG Region Stuttgart e.V., die IRGW, die Jüdische Studierenden-Union Württemberg, der Denkendorfer Kreis, das Junge Forum der DIG Stuttgart, SCORA, die evangelische Kirche Stuttgart, die GJCZ und die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem.

Solidaritätsreise – Rahat

Am Samstagabend waren wir zum Abschluss der Solidaritätsreise zum Fastenbrechen bei einem der Beduinenstämme in Rahat eingeladen. Scheich Hassan hat uns in seinem Zelt im Viertel seines Clans den Ramadan und Rahat erklärt. Rahat ist die größte Beduinenstadt Israels mit ca. 85.000 Einwohner*innen und geplagt von Problemen wie Armut und Kriminalität. Die Integration in die israelische Gesellschaft verläuft schleppend. Das Verhältnis zwischen den Beduinen des Südens und dem Staat ist gespannt. Und innerhalb der Gesellschaft resultiert der Wandel vom Nomaden- zum Stadtleben in einem Generationenkonflikt.

Scheich Hassan zeigt uns in seinem Büro verschiedene Urkunden und Auszeichnungen für sein Verständigungswerk. Der Scheich ist Friedensrichter, der bei mehr als hundert Streitigkeiten außergerichtliche Reinigungen erzielen konnte, Arbeiter mit islamischen Verbänden zusammen und mit staatlichen Institutionen. Der Scheich engagiert sich im interreligiösen Forum des Negev. Es ist ihm wichtig auf das Gemeinsame zu schauen.

Der 7/10 hat Rahat hart getroffen. Die Stadt beklagt 14 Ermordete und zwei Bewohner sind noch in Geiselhaft.

Zum Fastenbrechen mit der großen Großfamilie des Scheich kamen auch zwei Soldaten. Ein Lehrer bekundete uns gegenüber Interesse an einem Austausch deutsche – jüdisch-israelische und beduinisch-israelische Schule.

Solidaritätsreise – Magen

Seit 1970 wohnt Martin Sessler im Kibbuz Magen. Er wurde 1947 in der Schweiz geboren und trat dort 1964 der sozialistisch-zionistischen Jugendbewegung Hashomer Hatzair bei. Nach seiner Lehrerausbildung und zwei Jahren beim Hashomer Hatzair in Paris setzte er sein Ideal vom sozialistischen Gemeinschaftswesen um und wurde Mitglied des Kibbuz Magen, der 1949 von rumänischen Schoa-Überlebenden in der unmittelbaren Nähe zum Gazastreifen gegründet worden war.

Martin Sessler lebte seinen sozialistischen Traum, auch wenn er manche Auswüchse des Kollektiv- und Kongruenz Ansatz kritisch sah. Auch das Leben an der Grenze zu Gaza war zunächst kein Problem, erzählt Sessler. In den 70er-Jahren bestanden offizielle Kontakte zwischen dem Kibbuz und den nahe gelegenen palästinensischen Dörfern.

Mit Israels Räumung aller Siedlungen und Abzug der Truppen aus dem Gazastreifen 2004 – was die Mehrheit der Israelis unterstützte – erhoffte man sich Besserung. Allerdings sollte der Rückzug unter dem Motto »Land für Frieden« geschehen.

Der Friede blieb Illusion, islamistische Terroristen übernahmen die Macht im Gazastreifen, und die umliegenden israelischen Siedlungen wurden zum Ziel von Raketenterror und Feuerterror.

Martin Sessler erzählt vom Leben im Kibbutz, dessen weltlichem und liberalen Charakter und den Spannungen mit dem meist von rechten Regierungen regierten Staat. Weiter führt er aus, dass der Sozialismus inzwischen Vergangenheit ist, seit vor etwa einem Jahr der Beschluss gefasst wurde weitgehend zu privatisieren. Heute wird ein System praktiziert, dass nicht mehr von jedem alles nimmt und gleichmäßig gibt, sondern es werden hohe Steuern an den Kibbuz errichtet, der dafür die soziale Absicherung garantiert und Ausgaben für medizinische Behandlung, Pflege und Kultur deckt.

Martin und seine Familie sind Binnenflüchtlinge und Überlebende des Massakers vom 7. Oktober. Sein Leben, so sagt Martin, hat er ein paar wenigen Sicherheitsleuten aus dem Kibbuz zu verdanken, die diesen mit den Absolventen einer militärischen Vorbereitungsakademie gegen eine Übermacht an Terroristen heroisch verteidigen konnten. Der Kampf wurde von Baruch Cohen dirigiert, der durch eine RPG schwer verletzt wurde.

Martin nimmt uns mit an den Ort des Geschehens, eine Anhöhe auf der Gaza zugewandten Seite des Kibbutz, wo die Schlacht um Magen stattgefunden hat.

Heute sind von den 600 Mitgliedern von Magen die Hälfte zurück. Wie viele nicht mehr zurückkehren werden, bleibt abzuwarten. Gerade junge Familien können sich die Rückkehr oft nur schwer vorstellen.