Vortrag gehalten am 7. November 2018 von Lars Rensmann auf einer Veranstaltung der DIG Stuttgart.
Antisemitismus ist, in seinen klassischen wie modernisierten Varianten, auf dem Vormarsch in den europäischen Gesellschaften und Öffentlichkeiten. Er manifestiert sich in politischen Bewegungen des Rechtsextremismus, des autoritären Populismus und des Islamismus genauso wie in grassierenden verschwörungsmythischen sozialen Medien-Diskursen und zunehmend in Debatten im Mainstream von Politik und Kultur. Dazu zählt, als wesentliche Ausdrucksform, die israelbezogene Judenfeindschaft, die projektiv antijüdische Stereotypen und Fantasien auf Israel als „Feind der Menschheit“, „Feind des Friedens“ und böswilligem „Aggressor“ überträgt. „Israelkritik“ ist dabei längst zu einer hegemonialen politischen Norm avanciert, die wesentlich zu einer Erosion der Diskursgrenzen, der Grenzen des Sagbaren, im Hinblick auf Antisemitismus beiträgt. Der Vortrag analysiert Formen und Erscheinungsformen insbesondere des israelfeindlichen, antizionistischen Antisemitismus in der Gegenwart, seine Ursachen und Motive, und Strategien zu seiner Bekämpfung.
Prof. Dr. Lars Rensmann ist Professor für Europäische Politik und Gesellschaft an der Universität Groningen/Niederlande und Geschäftsführender Direktor des dortigen Fachbereichs Europäische Sprachen und Kulturen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Politische Theorie, europäische und internationale Politik, sowie Populismus, Autoritarismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Von 2012 bis 2015 war er Associate Professor für politische Wissenschaft an der John Cabot University in Rom, und zuvor (2006-2012) DAAD Professor an der University of Michigan in Ann Arbor (USA), ehe er 2016 an die Universität Groningen berufen wurde. Rensmann ist Permanent Fellow am Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien und Mitglied des Herausgeberbeirates u.a. des International Journal of Political Theory, Antisemitism Studies, des Journal for the Study of Antisemitism, und der Zeitschrift PerspektivenDS. Zahlreiche Gastdozenturen hatte er u.a. in den USA, in Österreich und Israel.