Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind besorgt über die Stoßrichtung Ihrer Tagung „Ist Frieden möglich? Zur Situation der Menschenrechte in Nahost“ im Juli 2016. Dass die Akademie für die Interessen einer bestimmten Gruppe wirbt, ist legitim. Dass die Tagung versucht, negative Emotionen gezielt gegen Israel und nur gegen Israel zu mobilisieren, halten wir aber für zutiefst unmoralisch.
Die Palästinenser brauchen in der Tat Unterstützung. Ihr Menschenrecht auf Leben wird tausend- fach missachtet in Nahost. Wir erinnern an die Fassbomben, die Assad auf das palästinensische Yarmuk-Camp in Syrien werfen ließ. An die Palästinenser, Männer, Frauen und Kinder, die von der Hamas als menschliche Schutzschilder missbraucht wurden, als Israel sich gegen Raketen aus Gaza wehren musste. An die Palästinenser in Gaza, die wegen angeblicher Kollaboration von der Hamas auf offener Straße erschossen wurden.
Ganz im Gegensatz zur Universalität der Menschenrechte richtet sich der Blick der Tagung nur auf vermeintliche Menschenrechtsverletzungen Israels und lässt das mörderische Treiben der Dschihadisten in Syrien, Gaza und Israel unkommentiert.
Grundsätzlich genießt die arabische Bevölkerung Ostjerusalems die größte Bewegungsfreiheit im Nahen Osten. „Sie dürfen sich frei in Israel und in der Westbank bewegen und mit ihrem jordanischen Pass alle arabischen Länder bereisen“, kommentiert Ulrich Sahm. Auch zum diesjährigen Ramadan wurden Reiseerleichterungen für Moslems beschlossen, damit sie ungehindert zu Verwandten in Israel und zum Gebet auf dem Jerusalemer Tempelberg reisen können. Nach dem hinterhältigen Terroranschlag in einem Tel Aviver Restaurant werden nun die Erleichterungen verständlicherweise zurück genommen. Es bestätigt sich erneut, dass Israelhass auch den Palästinensern schadet.
Frieden zwischen Israel und der palästinensischen Seite kann es nur geben, wenn die Palästinenser ihren Hass auf Israel ablegen und sich auf friedliche Koexistenz einlassen. Deutsches und europäisches Geld für anti-israelische Projekte jedoch schürt den Hass. Brot für die Welt finanziert unter anderem Breaking the Silence, eine israelische Gruppe, die mit anonymen und nicht überprüfbaren Aussagen Israel Kriegsverbrechen unterstellt. Auch B’Tselem, eine israelische Gruppe, erhält Geld von Brot für die Welt; regelmäßig beschuldigt sie Israel, ein Apartheid-Staat zu sein und Kriegsverbrechen zu verüben. PCHR (Palestinian Centre for Human Rights) aus dem Gaza-Streifen, wirft Israel Apartheid und ethnische Säuberungen vor. Hamoked (Centre for the Defense of the Individual) aus Israel erhält Geld von Misereor (Bischöfliches Hilfswerk Misereor e. V.) und versucht Israel mit Vorwürfen wie Apartheid, Deportation und Folter zu dämonisieren.
Mit Referentinnen und Referenten dieser Organisationen wird die Tagung den Frieden nicht fördern, sondern torpedieren.Führende Aktivisten der Boykott-Bewegung gegen Israel dürfen bei der Tagung werben. So legitimiert zum Beispiel Al Haq, eine Gruppe aus Ramallah, Terror als Widerstand, sie erhält Geld vom EED (Evangelischer Entwicklungshilfedienst) und Medico International. Pax Christi ruft seit 2012 zu einem Kaufverzicht mit dem Motto „Besatzung schmeckt bitter“ auf und propagiert das Kairos- Palästina-Dokument, das zum Boykott Israels aufruft. Boykott soll Israel gezielt schaden, die öffentliche Meinung gegen Israel mobilisieren und seine Existenz delegitimieren.Ein modernes „Kauft nicht beim Juden!“ stellt Ihre Tagung ins antisemitische Abseits.
Entsetzt sind wir, dass Sie Dr. med. Khaled Hamad von der DFLP (Democratic Front for the Liberation of Palestine) eingeladen haben. Die DFLP ist für das Massaker von Ma’alot 1974 verantwortlich, bei dem 21 Schulkinder starben. Den Bus-Anschlag am 18.4.16 in Jerusalem, bei dem 21 Menschen verletzt wurden, pries ein Mitglied des DFLP-Zentralkomitees als „natürliche Antwort“.
Wir waren im März 2015 gerne Kooperationspartner Ihrer Tagung „Hört das denn nie auf? Altneuer Antisemitismus in Europa“. Der Austausch und die Diskussion waren produktiv. Dass Sie nun mit der Tagung im Juli ein Treffen organisieren, das den jüdischen Staat in Frage stellt und die europäische Staatengemeinschaft und die deutsche Zivilgesellschaft aufruft, dies auch zu tun, bestürzt und empört uns.
Deutsch-Israelische Gesellschaft Stuttgart und mittlerer Neckar, Bärbel Illi, Dr. Sebastian Ostritsch
Denkendorfer Kreis für christlich-jüdische Begegnung e.V., Helmut Schert, Dr. Hartmut Metzger
17. Juni 2016