Solidaritätsreise – Hilfsengel

In einer Sackgasse hinter dem Nachbarschaftspark Marom Nave im Süden von Ramat Gan hat der Verein Maccabi Ramat Yizhak von der Stadt ein runtergekommenes und vermülltes Gebäude zur Nutzung als Sport- und Kulturzentrum überlassen bekommen. Wir haben Na’or Brachel und seine Mitstreiter Eyal und Ofir getroffen. Im obersten Stockwerk haben der unermüdliche Na’or Brachel und seine Mitstreiter einen Tischtennis Saal mit acht Platten eingerichtet. Obwohl es an einem Aufzug fehlt, die Beleuchtung suboptimal ist und der Boden beschädigt ist, haben sich dort Parkinson Patienten eingefunden, die drei, fünf und sogar sieben Mal in der Woche kamen, um Tischtennis zu spielen. Warum? Weil Tischtennis spielen entspannt und die Koordination fördert. Tischtennis, so die Anwesenden bei unserem Besuch, erhöhe ihre Lebensqualität signifikant. Nach dem Vorbild in Ramat Ganz wurden 22 weitere Spielstätten für Parkinson Patienten in Israel errichtet. Selbstverständlich ließ es sich die Delegation nicht nehmen sich mit den Anwesenden im Spiel zu messen.

Die Möglichkeit blieb nach 7/10 erhalten, da das Gebäude einen Bunker hat. Trotz fehlendem Aufzug hätten, sie es immer in knapp einer Minute geschafft, erzählen die Anwesenden.

Na’or Brachel und seine Mitstreiter haben sich nach 7/10 ins Zeug gelegt, gesammelt und rund um die Uhr renoviert, um die zwei weiteren Stockwerke zu zwei Gemeinschaftswohnungen für je zwei Familien zu machen. Dort leben heute vorübergehend Familien aus Kiriat Shmona. Obwohl die Improvisation charakteristisch ist, muss die Unterkunft im Hinblick auf die extremen sozialen Spannungen in den Hotels als Glücksfall für die dort untergekommenen gelten.

Entsprechend nennt eine Mutter Na’or einen Engel. Und dieser Engel hat es nicht bei der Bereitstellung gelassen so fern engagiert sich sehr um die übergangsweise Eingliederung der Binnenflüchtlinge in die Nachbarschaft.

Am Ende konnten wir uns noch mit zwei der Jugendlichen aus Kiriat Shmona unterhalten. Ein 12-jähriger, der erzählt hat, dass er neue Freunde gefunden hat. Und eine 18-jährige, deren Rekrutierung bevorsteht. Sie geht in die Kampfeinheiten. Das Verlangen das Land zu verteidigen brenne in ihr, erklärt sie ihre Entscheidung.

Beim abschließenden gemeinsamen Zusammensein hat uns Na’or erzählt, dass sie ihr herausragendes Engagement z.T. aus eigener Tasche bezahlen. Mit einer kleinen Spende der Delegation hat er am nächsten Tag einen Schrank und Essen gekauft. Außerdem hat uns Na’or eröffnet, dass sie einen Großspender für die Ausbesserung des Tischtennis Saal suchen.

SPENDENAKTION der DIG Stuttgart in Kooperation mit Keren HaYesod

Solidaritätsreise – Eli und die Histadruth

Eli Holtzman gehört der Minderheit der Linkszionisten im Land an. Eli ist ein langjähriger Freund der DIG Stuttgart, der für die Histadrut ­arbeitet, Seniorenseminare organisiert, ehrenamtlicher Generalsekretär der Avoda in deren letzter städtischen Hochburg Givatayim ist und für die Wahlliste des sozialdemokratischen Bürgermeisters in Givatayim im Gemeinderat sitzt. Eli engagiert sich seit Jahren für die Partnerschaft zwischen der Stadt Givatayim und dem Landkreis Esslingen. Und für die Gewerkschaft um die Austausche mit Saarland und Rheinland Pfalz.

Eli ist überzeugt davon, dass Begegnung Verständnis schafft.

In einem offenen und berührenden Vortrag ließ uns Eli am Zusammenbruch seiner Überzeugungen und Weltsicht seit dem 7. Oktober Teil haben. Er habe geglaubt, die Palästinenser mit Zugeständnissen zu einem friedlichen Nebeneinander bringen zu können. Er habe an die Möglichkeit des Friedens durch die signifikante Verbesserung der Lebensqualität in Gaza geglaubt. Doch alle Zuwendungen und Arbeitsmöglichkeiten hätten den Hass der Palästinenser nicht gedämpft.

Eli erzählt von antisemitischer Hetze und Indoktrination in der palästinensischen Gesellschaft, die durch unzählige Funde der israelischen Truppen in Schulen und Behörden in Gaza nachgewiesen werden kann. 80% der palästinensischen Bevölkerung, so erinnert Eli, unterstützen die Hamas.

Es ist kein Krieg um Land, so Eli, sondern ein Krieg der unterschiedlichen Werte. Friede sei nicht möglich, so lange der Judenhass das Denken der anderen Seite bestimmt und der Judenmord das größte Anliegen der anderen Seite sei. Durch eine andere Bildung sei das Problem als Generationenherausforderung vielleicht zu lösen und nur so. In ihrer gegenwärtigen Verfasstheit sei auch mit dem größten Willen kein Frieden zu erreichen.

Eli fasst er die düstere Situation der Israelis durch einen Überblick über die Geschehnisse an den Fronten Gaza, Westjordanland, Golan, Libanon und Jemen zusammen und verweist auf den Iran als treibende Kraft hinter der Bedrohung Israels von allen Seiten.

Eli selbst engagiert sich in seinen vielen Funktionen für die vielen von Krieg finanziell Betroffenen und die Absicherung der Reservisten.

Der Gewerkschaftsboss des Bezirks Ofer Hatuka führt dazu ergänzend die vielen Formen der Unterstützung aus, die von der Histadruth für die Front und die Heimatfront geleistet werden.

Für die Zukunft, so sagt, Eli muss man optimistisch sein. Gleichzeitig gesteht er ein, dass Optimismus keinen Anknüpfungspunkt hat.

Solidaritätsreise – Kriegsbilder

Wir haben den Reservisten Yonathan getroffen, der mehrere Wochen als Krankenwagenfahrer im Krieg gedient hat. Yonathan wurde am 7/10 für den Reservedienst rekrutiert und hat uns aus dem Innenleben eines Soldaten erzählt, der Moral, den Sorgen um sich und die Familie, die Bedeutung von Vertrauen in der Einheit und die Teamarbeit in einem Krankenwagen, um verletzte Soldaten zu retten. Yonathan hat uns Einblicke in den Krieg geliefert und das Gefühl, die Verteidigung des Landes in die Hände gelegt zu bekommen.

Die Bedrohung ist existentiell, Menschen wie Yonathan verteidigen das Land.

Der Sportfotograf hat während seines Reservedienst nicht abgelassen von seiner Leidenschaft. Ohne Kamera hat er angefangen mit seinem iPhone zu fotografieren.

Solidaritätsreise – Waffenbrüder und -schwestern

Die Waffenbrüder/-schwestern sind ein Zusammenschluss von Reservist*innen der israelischen Armee, der sich kreativ und entschlossen in die Proteste gegen die Justiz-Reform eingebracht hat und diese massiv gestärkt hat.

Die Organisation wurde zur größten und bedeutendsten zionistischen Bewegung in Israel.

Nach dem Judenmord im Westlichen Negev hat sich die Organisation über Nacht in eine hochprofessionelle Hilfsorganisation gewandelt, die rund um die Uhr im Einsatz ist. Sie hat im Chaos der ersten Kriegstag beschlossen alle ihre Anstrengungen dem Sieg der israelischen Armee und der Unterstützung der Betroffenen unterzuordnen. Am 7.10. haben Anführer der Organisation auf eigene Faust in Süden gekämpft, Transporte für Soldaten an die Front koordiniert und durchgeführt und Menschen aus dem Kriegsgebiet gerettet. Tausende von Fahrten allein am 7.10.

Sie hat mit Hunderten Mitgliedern und Sympathisanten in 40 eigens dafür kosher gemachten Restaurants täglich 30.000 fertige Mahlzeiten für die Truppen zubereitet.

Ein von den vielen HiTech Experten aufgezogenes Informationszentrum hat mit technologiegestützter Auswertung aller Filmdokumente die Suche nach den Vermissten übernommen und diese so effizient gemacht, dass ihr staatliche Institutionen zugearbeitet haben.

In den Tagen, in denen im Westlichen Negev gekämpft wurde hat die Organisation 4000 Menschen aus dem Gebiet evakuiert.

In den Orten in denen sich die Binnenflüchtlinge gesammelt haben, hat die Organisation viele Stützpunkte für die gezielte Unterstützung aufgebaut. Grundbedarf wie Kindernahrung oder Windeln wurde gedeckt und dringend benötigte professionelle psychologische Hilfe angeboten.

Waschzentren und mehr als 100 Kindergärten wurden errichtet als Beispiele ganz konkreter Unterstützung.

Im Laufe der Zeit kam es zu einer Sektoren übergreifenden Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern in den betroffenen Entwicklungsstädten.

Die Organisation hat einen mächtigen Zweig zur Unterstützung der Landwirtschaft und Industrie mit Freiwilligen entwickelt. BBQs für Einheiten, Besuche von Verwundeten usw.

Wir danken dem Reserveoffizier und ehemaligen U-Boot Kommandanten Ronen Koehler für die Ausführungen, den Rundgang durch das Hauptquartier der größten zionistisch-israelischen Hilfsorganisation.

Spenden

Solidaritätsreise – Sderot

Die Stadt Sderot und ihre Einwohner*innen, denen es an Sorgen und Problemen nie gefehlt hat wurden am 7/10 von palästinensischen Terroristen heimgesucht. Dutzende Bewohner*innen der Stadt wurden ermordet, Zehntausende saßen Stunden lang wie paralysiert in ihren Wohnungen, die Türen mit Möbeln verbarrikadiert und sicher, dass es ihr letzter Tag sei.

In den Tagen während und nach dem Kampf um die Stadt, in dem sich Polizisten, die um die Polizeistation gekämpft haben, durch besonderen Heldenmut hervorgetan haben, verließen Tausende Bewohner*innen planlos die Stadt. Nach einigen Tagen kamen die in Hotels unter, doch endet der Alptraum nicht, wie uns die Aktivistin Miriam Goani erzählt hat. Die Belastung und die beengte Unterbringung in den Hotels führten zu sozialen und auch innerfamiliären Spannungen. Dazu trugen auch finanzielle Unsicherheit und Überschuldung bei. Als die Regierung vor einigen Tagen den Bewohner*innen eine Einmalzuwendung für diejenigen, die aus dem Hotels auschecken und zurückkehren anbot und die Schulen öffneten, entschieden sich viele Tausende Bewohner*innen zur Rückkehr. Viele kamen zurück, obwohl sie sich nicht mehr wirklich sicher fühlen in der Stadt.

Die Schäden für die Psyche, so Miriam, werden noch Generationen prägen.

Nach dem Treffen haben wir uns den Ort des Kampf um die Polizeistation angeschaut. Die Polizeistation wurde nach langem Kampf und nachdem acht Polizisten gefallen waren, platt gemacht, um die darin verschanzen Terroristen unter den Trümmern zu begraben.